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DOI: 10.1055/s-2001-18009
Empfehlung zur perioperativen Unterbrechung einer Metformin-Medikation
Publication History
Publication Date:
25 October 2001 (online)

Scherbaum antwortet in der DMW [8] auf die Frage nach dem perioperativen Risiko einer Laktatazidose bei mit Metformin behandelten Patienten sinngemäß, dass er hier keine besonderen Gefahren sehe und dass es keine wissenschaftlichen Belege außer nicht erlaubten Analogschlüssen vom Phenformin für die Warnhinweise in den Beipackzetteln gäbe. Er verweist hierzu auf die eindrucksvollen Ergebnissen umfangreicher Studien, die kein erhöhtes Laktatazidoserisiko unter Metformin im Vergleich zu anders behandelten Diabetikern belegen.
Zweifelsfrei ist das Risiko der Laktatazidose unter Metformin (MALA) bis zu 20-mal geringer als unter Phenformin. Es ist jedoch nicht Null [1] [3] [6] . Es stellt sich jedoch vor allem die Frage, ob solche Studien dazu geeignet sind, das spezifische perioperative Risiko zu bewerten. Wir selbst haben eine letale Laktatazidose nach einer Hernienoperation bei einem Patienten unter Metformin erleben müssen. Dieses Ereignis ließ sich nicht auf eine übersehene Kontraindikation für Metformin zurückführen, möglicherweise jedoch auf den perioperativen Stress und einen vorher unbekannten pulmonalen Infekt [7]. Perioperativ sind Konstellationen nicht selten, in denen, wie in unserem Fallbericht, ein erhöhtes Risiko für eine MALA bestehen. Erwähnt seien auch renale Funktionsstörungen, ein wichtiger Risikofaktor für eine MALA [1] sowie intestinale Verschlüsse. Beide führen zu einer Metforminretention [3]. Zudem werden Kontraindikation von Ärzten generell oft nicht realisiert, eine Gefahr, die bei Nicht-Diabetologen, hier Chirurgen und Anästhesisten, wohl eher höher zu veranschlagen ist [2] [5].
Ein Fallbericht mag nicht beweisend sein, er zeigt aber das Risiko, wenn unbesehen internistisch bewährte Medikamente, ein aktuelles anderes Beispiel sind Thrombozytenaggregationsinhibitoren wie Clopridogel, auch im perioperativen Einsatz deshalb als ungefährlich eingestuft werden. Da es sich nicht um aktuell lebensnotwendige Medikation handelt, empfehlen wir im Gegensatz zu Scherbaum auch aus forensischen Gründen, Metformin mindestens 2 Tage vor elektiven Eingriffen abzusetzen [9]. Selbstverständlich ist dieses lästig. Aber organisatorische Misslichkeiten und Kostenfragen sollten nicht maßgeblich sein, es gilt das Primat der Patientensicherheit.
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Prof. Dr. med. Christoph Maier
Dr. Tim Mäcken
Abteilung für Schmerztherapie, BG
Klinik Bergmanssheil, Universitätsklinik
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Phone: 0234/3026366
Fax: 0234/3026367
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Prof. Dr. med. H. Wulf
Klinik für Anaesthesiologie, Universitätsklinikum
Marburg